Bayern ist nicht nur für seine atemberaubende Landschaft, seine reiche Geschichte und das Oktoberfest bekannt, sondern auch für seine hervorragende Küche. Die bayerische Kulinarik verbindet Tradition mit Genuss und bietet eine Vielzahl an regionalen Spezialitäten, die man unbedingt probieren sollte. In diesem Artikel nehmen wir Sie mit auf eine kulinarische Entdeckungsreise durch Bayern und stellen Ihnen die bekanntesten Gerichte und die besten Orte vor, um diese zu genießen.
1. Weißwurst - Das bayerische Frühstück
Die Weißwurst ist wohl eine der bekanntesten bayerischen Spezialitäten und gehört zum traditionellen Frühstück in Bayern. Nach alter Tradition sollte die Weißwurst das Mittagsläuten der Kirchenglocken nicht hören, was bedeutet, dass sie vor 12 Uhr mittags verzehrt werden sollte. Dies stammt aus der Zeit, als es noch keine Kühlung gab und die frisch zubereiteten Würste schnell verderben konnten.
Die Weißwurst wird aus feinem Kalbfleisch und Schweinerückenspeck hergestellt und mit Petersilie, Zitrone, Zwiebeln, Ingwer und weiteren Gewürzen verfeinert. Sie wird nicht gebraten oder gegrillt, sondern in heißem Wasser (nicht kochend!) etwa 10 Minuten gezogen.
Wie isst man Weißwurst richtig?
Es gibt zwei Methoden, die Weißwurst zu essen: Die traditionelle "Zuzeln" und das Essen mit Messer und Gabel. Beim "Zuzeln" schneidet man die Wurst der Länge nach an, taucht sie in süßen Senf und saugt dann das Brät aus der Haut. Die modernere Variante ist, die Wurst mit Messer und Gabel zu essen, indem man die Haut abzieht.
Wo essen: Die besten Weißwürste bekommen Sie in traditionellen bayerischen Wirtshäusern und Biergärten. In München sind das Hofbräuhaus oder der Viktualienmarkt hervorragende Adressen für ein authentisches Weißwurst-Frühstück.
2. Brezen - Das bayerische Gebäck
Die bayerische Breze (hochdeutsch: Brezel) ist ein Gebäck aus Hefeteig, das durch seine charakteristische verschlungene Form und die knusprige, dunkelbraune Kruste mit großen Salzkristallen besticht. Eine echte bayerische Breze erkennt man daran, dass der dicke Mittelteil saftig-weich ist, während die dünnen Enden knusprig-trocken sind.
Die besondere Bräunung und der einzigartige Geschmack entstehen durch das "Laugenverfahren": Vor dem Backen werden die Teiglinge kurz in eine Natronlauge getaucht, was zu einer chemischen Reaktion und der typischen dunkelbraunen Farbe führt.
Wie isst man Brezen?
Brezen können pur gegessen werden, sind aber auch hervorragend als Begleitung zu Weißwurst und süßem Senf. Eine weitere beliebte Variante ist die Butterbreze, bei der die aufgeschnittene Breze mit Butter bestrichen wird.
Wo essen: Frische Brezen bekommen Sie in jeder bayerischen Bäckerei. Besonders gute Exemplare finden Sie in den traditionellen Bäckereien in München, wie z.B. bei der Hofpfisterei oder der Bäckerei Rischart.
3. Leberkäse - Der herzhafte Snack
Trotz seines Namens enthält Leberkäse weder Leber noch Käse. Es handelt sich um eine Brühwurstmasse aus Schweinefleisch und Speck, die zu einem Laib geformt und im Ofen gebacken wird. Der Name leitet sich von der Kastenform ab, in der er gebacken wird ("Käse" = Kasten) und der Leberfarbe, die er früher hatte, als noch Leber zu den Zutaten gehörte.
Echter bayerischer Leberkäse wird traditionell ohne Leber hergestellt. Es gibt jedoch regionale Varianten wie den Pferdeleberkäse oder den Kalbsleberkäse, die tatsächlich Leber enthalten können.
Wie isst man Leberkäse?
Leberkäse wird typischerweise in dicken Scheiben geschnitten und heiß serviert. Klassisch isst man ihn als "Leberkässemmel" (in einer Semmel mit süßem Senf) oder als Hauptgericht mit Kartoffelsalat oder Bratkartoffeln und Spiegelei.
Wo essen: Guten Leberkäse finden Sie in traditionellen Metzgereien, auf Märkten und in bayerischen Wirtshäusern. In München ist der Vinzenzmurr für seinen Leberkäse bekannt, aber auch der Viktualienmarkt bietet hervorragende Varianten.
4. Käsespätzle - Die herzhafte Beilage
Käsespätzle sind eine Spezialität, die besonders im schwäbischen Teil Bayerns beliebt ist. Spätzle sind eine Art Teigwaren aus Mehl, Eiern, Wasser und Salz, die traditionell per Hand geschabt oder durch ein Spätzlesieb gedrückt werden. Für Käsespätzle werden die gekochten Spätzle mit geschmolzenem Käse (typischerweise Emmentaler oder Bergkäse) und gebratenen Zwiebeln geschichtet und überbacken.
Wie isst man Käsespätzle?
Käsespätzle werden als Hauptgericht serviert, oft begleitet von einem grünen Salat als Beilage. Sie werden direkt aus der Pfanne oder Auflaufform serviert, damit der Käse schön geschmolzen bleibt.
Wo essen: Gute Käsespätzle finden Sie in traditionellen bayerischen und schwäbischen Restaurants. In München bietet das Restaurant "Zum Franziskaner" oder das "Spatenhaus an der Oper" hervorragende Käsespätzle.
5. Schweinshaxe - Der deftige Klassiker
Die Schweinshaxe (in Bayern auch "Saure Haxe" genannt) ist ein Klassiker der bayerischen Küche und besonders während des Oktoberfests beliebt. Es handelt sich um den Unterschenkel vom Schwein, der langsam im Ofen gebraten wird, bis die Haut knusprig und das Fleisch zart und saftig ist.
Die Zubereitung ist ein langwieriger Prozess, bei dem die Haxe zunächst in einem Sud aus Wasser, Gemüse und Gewürzen gesotten und anschließend im Ofen gebraten wird, bis die Schwarte knusprig ist.
Wie isst man Schweinshaxe?
Schweinshaxe wird typischerweise mit Knödeln oder Kartoffelpüree und Sauerkraut oder einem gemischten Salat serviert. Dazu passt natürlich ein kühles bayerisches Bier!
Wo essen: Die besten Schweinshaxen bekommen Sie in traditionellen bayerischen Wirtshäusern und Biergärten. In München sind das Hofbräuhaus, der Augustiner Keller oder der Haxnbauer bekannte Adressen für eine gute Haxe.
6. Obazda - Die Käsespezialität
Obazda (auch "Obatzter" genannt) ist eine Käsezubereitung, die ursprünglich entwickelt wurde, um alte Camembert- oder Brie-Reste zu verwerten. Der reife Weichkäse wird mit Butter, Zwiebeln, Paprikapulver, Kümmel und manchmal auch etwas Bier zu einer streichfähigen Masse vermengt.
Wie isst man Obazda?
Obazda wird typischerweise als Brotaufstrich oder Vorspeise serviert, oft garniert mit Zwiebelringen und Schnittlauch. Er passt hervorragend zu frischen Brezen oder dunklem Bauernbrot und natürlich zu einem kühlen Bier.
Wo essen: Obazda gehört zum Standardrepertoire jedes bayerischen Biergartens und Wirtshauses. Besonders guten Obazda finden Sie in München im Augustiner Biergarten oder im Hofbräukeller.
7. Bayerische Süßspeisen
Die bayerische Küche bietet auch eine Vielzahl an köstlichen Süßspeisen, die Sie unbedingt probieren sollten:
Apfelstrudel: Ein Strudelteig gefüllt mit Äpfeln, Zimt, Zucker und Rosinen, häufig mit Vanillesoße serviert.
Dampfnudeln: Hefeteigknödel, die erst gedämpft und dann in Butter knusprig gebacken werden, traditionell mit Vanillesoße oder Zwetschgenröster serviert.
Kaiserschmarrn: Eine Art zerrissener Pfannkuchen mit Rosinen, der in Stücke zerteilt und mit Puderzucker bestäubt wird, oft mit Apfelmus serviert.
Auszogne: Ein traditionelles Schmalzgebäck, das aus Hefeteig hergestellt und zu dünnen Scheiben ausgezogen wird, bevor es in Schmalz ausgebacken wird.
Wo essen: Diese Süßspeisen finden Sie in fast allen bayerischen Konditoreien, Cafés und traditionellen Restaurants. In München bietet die Konditorei Kreutzkamm hervorragenden Apfelstrudel, während das Café Frischhut für seine frischen Auszogne bekannt ist.
Bayerische Bierkultur
Keine kulinarische Reise durch Bayern wäre vollständig ohne die Erwähnung der einzigartigen Bierkultur. Bayern ist weltweit bekannt für sein Bier, und das Reinheitsgebot von 1516, das besagt, dass Bier nur aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe gebraut werden darf, stammt aus Bayern.
Einige berühmte bayerische Biersorten sind:
- Helles: Ein helles, mild gehopftes Lagerbier
- Weißbier/Weizenbier: Ein obergäriges, helles Bier aus Weizenmalz
- Dunkles: Ein dunkles, malzbetontes Lagerbier
- Bock/Doppelbock: Starke, vollmundige Biere, oft saisonal
- Märzen: Das traditionelle Oktoberfestbier
Wo trinken: Bayerische Biergärten und Bierhallen sind die idealen Orte, um die Bierkultur zu erleben. In München sind der Augustiner Keller, der Hofbräukeller, der Chinesische Turm im Englischen Garten oder der Paulaner am Nockherberg beliebte Adressen.
Kulinarische Touren und Veranstaltungen
Um die bayerische Küche wirklich kennenzulernen, können Sie an einer kulinarischen Tour teilnehmen oder eine der zahlreichen Veranstaltungen besuchen:
Viktualienmarkt in München: Dieser tägliche Lebensmittelmarkt bietet eine große Auswahl an bayerischen Spezialitäten und ist ein hervorragender Ort, um die regionale Küche zu erkunden.
Kulinarische Stadtführungen: In vielen bayerischen Städten werden Touren angeboten, bei denen Sie verschiedene Restaurants und Lebensmittelgeschäfte besuchen und lokale Spezialitäten probieren können.
Kochkurse: Lernen Sie, wie man traditionelle bayerische Gerichte zubereitet, in einem der zahlreichen Kochkurse, die in Bayern angeboten werden.
Bierfeste: Neben dem weltberühmten Oktoberfest in München gibt es in Bayern zahlreiche lokale Bierfeste, bei denen Sie die Braukultur erleben können.
Fazit
Die bayerische Küche ist geprägt von herzhaften Fleisch- und Wurstspezialitäten, deftigen Beilagen und süßen Nachspeisen. Sie spiegelt die Geschichte und Traditionen Bayerns wider und ist ein wesentlicher Bestandteil der bayerischen Lebensart.
Eine kulinarische Reise durch Bayern ist nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch eine Möglichkeit, die Kultur und Tradition dieser faszinierenden Region zu erleben. Also lassen Sie sich auf Ihrer nächsten Reise nach Bayern Zeit, um die vielfältigen kulinarischen Angebote zu erkunden und zu genießen.
Guten Appetit und zum Wohl!